Grusswort

„Des Menschen Leben währt: nur eine kurze Zeit ...“

von Peter Bürger

Sie hielten sich für unsterblich und machten sich dadurch lächerlich.
Das hat Franziskus von Rom unlängst Mitgliedern der Kurie bescheinigt.
Unsereins ist über 50 und damit nicht mehr jung. Ich glaube mit Matthias
Claudius, dass ein waches Bewusstsein für die eigene Sterblichkeit zum
Christenweg gehört und uns im Gegensatz zur albernen „Unsterblichkeit“
Schönheit schenken kann. Zumal als gelernter Krankenpfleger weiß ich um
den Lauf der vielen Menschenwelten. Gestaltete ich doch nur mein Leben
auch nach jener Weisheit (Psalm 90,12).

Da die IKvu fünfdreißig Jahre alt wird, sind viele Abschiede absehbar.
Die Erinnerungen der Altvorderen sollten gesichtet und den Jungen
vermittelt werden, Nachrufe sind zu schreiben. Zwei Jahrtausende währt
nun schon das Christenringen um eine Kirche von unten. Wir müssen
eingestehen, dass wir jene junge Kirche noch nicht kennen, die sich in
den gewaltigen Umwälzungen des 3. Jahrtausend auf wirklich neues Land
begeben muss.

Dringlicher als je in der ganzen Kirchengeschichte müssen wir heute
neben den Generationen vor uns die nach uns Kommenden – die noch gar
nicht Geborenen – mit in den Kreis um den Altar nehmen. Dummheit ist es,
das Nachsinnen über einen zivilisatorischen Ernstfall per se als
Verschwörungswahn zu denunzieren. Noch törichter fast erscheint mir die
Illusion, man könne das totalitäre Gebilde des Neoliberalismus ohne
Zärtlichkeit, Aufhorchen, Musik, Tanz und Stunden der Heiterkeit von
seinem tönernen Sockel stoßen. Damit, liebe Initiative Kirche von unten,
weißt du, was ich uns von Herzen wünsche. Junge Christinnen und
Christen, die mehr umtreibt als die Reformforderungen einer bürgerlichen
Selbstlobkirche, suchen das Fest. Vom Reich des rein geschenkten Lebens
dürfen wir nicht schweigen.

Peter Bürger