Kommentar von Sebastian Dittrich
Ursulas Papagei
Zu den militärpolitischen Abwegen des Militärbischofs Sigurd Rink
Erneut hat der so genannte evangelische Militärbischof Sigurd Rink Kopfschütteln ausgelöst. Nachdem er im 100. Gedenkjahr des ersten Weltkrieges einer Überarbeitung der EKD-Friedensdenkschrift geschichtsvergessen das Wort redete, lobte er nun in einer Pressekonferenz die Idee einer „europäischen Armee“ - auf dass man dem Feind im Osten nun gemeinsam und entschieden gegenübertrete. Man fragt sich verwundert: Wer redet denn da? Ein Seelsorger oder der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums?
Auch sonst ist der Militärbischof voll des Lobes auf die Bundesverteidigungsministerin: Liegt doch nach seiner Darstellung die Schaffung von Bundeswehr-Kindertagesstätten voll auf der Linie der evangelischen Kirche. Will sagen: Die EKD liegt voll auf Linie der Bundeswehr. Zweifellos stirbt es sich besser, wenn zumindest die Kinder zu Hause gut betreut sind. Man möchte denken: Am besten in einer Bundeswehr-Kita in kirchlicher Trägerschaft.
Die Einlassungen des Herrn Rink sind ebenso peinlich wie durchsichtig: In schamloser und erbärmlicher Weise dient sich der „Militärbischof“ dem Bundesverteidigungsministerium an, um sich selbst, sein Amt und die Militärseelsorge unentbehrlich zu machen. Mit Seelsorge hat das alles aber wenig zu tun. Die Interessenvertretung der SoldatInnen vermögen Bundeswehrverband und Wehrbeauftragter einstweilen besser zu leisten. Und zweifellos hat das Verteidigungsministerium seine eigene, professionelle, PR-Unterstützung (s. Wir.dienen.Deutschland).
Im Übrigen könnte Rink's Ansinnen leicht nach hinten losgehen. Angesichts notwendiger Mehrausgaben für die Aus- und Hochrüstung der Bundeswehr könnte Ursula von der Leyen auf die unkonventionelle Idee kommen, die offenkundig irrelevante Militärseelsorge einzusparen und stattdessen lieber auf echte Papageien zu setzen , die ihre (unausgegorenen) Ideen originalgetreu nachplappern, zur Unterhaltung der Truppe und ihrer Kinder.
Aber gerade die ordentliche Berufung von Papageien könnte ein größerer friedenspolitischer Beitrag sein, als ihn die gegenwärtige Militärseelsorge zu leisten vermag: Wenn Papageien auch mitunter rabiat miteinander umgehen, so neigen sie doch nicht dazu, einander zu töten. Auch militärischer Aufrüstung wider besseren Wissens das Wort zu reden liegt außerhalb ihres Denkens – im Gegensatz zu so genannten Militärbischöfen.
So bleibt festzuhalten: Der friedensethische Kompass eines Graupapageis – etwa so intelligent wie ein Kleinkind - wäre zuverlässiger als jener des Karrieretheologen Sigurd Rink. Und damit ist eigentlich alles gesagt.