ChristInnen für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung (CGW)

Unsere Forschungs- und Bildungsarbeit wendet sich an alle Menschen, die sich nicht damit abfinden mögen,
dass wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen geradezu zwanghaft zerstören, dass Reiche immer reicher und Arme immer mehr werden und Millionen Menschen keinen Arbeitsplatz finden, dass die meist von Frauen geleistete Erziehungs- und Familienarbeit nicht angemessen entlohnt wird, dass Existenz- und Zukunftsängste, soziale Spannungen, Gewalt und Unterdrückung zunehmen und Nährboden für extremistische Ideologien werden.

Wir fragen nach gemeinsamen Bedingungen solcher Fehlentwicklungen. Aus vorherrschenden Einstellungen sind Gewohnheiten, Macht- und Rechtsstrukturen entstanden, die das Leben in eine zerstörerische Richtung drängen und künftigen Generationen die Entwicklungschancen rauben. Wir arbeiten für den Bereich der Wirtschaft an der Veränderung dieser lebensfeindlichen Strukturen, um lebensfördernden Einstellungen zum Durchbruch zu verhelfen. Bevor politisch ein "dritter" oder "vierter Weg" gangbar wird, müssen Richtung und Schritte geklärt werden.

Wirtschaft soll naturverträglich menschliche Bedürfnisse - weltweit und auch künftiger Generationen - befriedigen und materielle Grundlage (statt Gefahr) für freies Kulturleben und demokratische Gemeinwesen sein. Durch Arbeitsteilung ist Wirtschaft auf ein Für- und Miteinander, auf Solidarität (Geschwisterlichkeit) angelegt, die sich in einer privilegienfreien Marktwirtschaft am ehesten entfalten kann.

Die dafür notwendige Wirtschaftsordnung müsste sich insbesondere derjenigen Güter annehmen, die allen Menschen gemeinsam gehören. Inanspruchnahme und Belastung der natürlichen Lebensgrundlagen, insbesondere der Bodenschätze und Energiequellen, des Wassers und der Luft sollten im Steuerrecht berücksichtigt werden, statt das Arbeiten füreinander mit Abgaben zu belasten.

Zu einem human-ökologischen Abgabensystem gehört auch ein Bodennutzungsentgelt. Denn wir alle brauchen Boden und können ihn nur nutzen und weitergeben. Gesicherte entgeltliche Nutzungsrechte (und flächenbezogene Subventionen bei naturgemäßer Landwirtschaft) erscheinen uns deshalb sachgerechter als spekulativ verwendbares Privateigentum. Während eine private Bodenrente über alle Mieten und Preise einen gewaltigen Geldstrom von Arm zu Reich verursacht, könnte die Rückverteilung des öffentlichen Bodennutzungsentgelts pro Kopf Kern für eine soziale Grundsicherung und einen dringend notwendigen Familienlastenausgleich sein.

Ein Gemeinschaftsgut ist auch das öffentliche Transportmittel Geld, das man nur durch Weitergeben nutzen kann, indem man kauft, verleiht (spart oder investiert) oder schenkt. Dieser Kreislauf wird gefährdet, wenn Geld sich leihend nur gegen Zins zur Verfügung stellt. Der Zins hat zwar berechtigte Bestandteile (Risiko, Vermittlungskosten, Inflationsausgleich, Knappheitspreis). Die darüber hinausgehende Belohnung für Liquiditätsverzicht subventioniert jedoch die Reichen, die diese leistungslosen Einkünfte wiederum nur gegen Zins weitergeben. Folglich müssen Wirtschaft und Verschuldung ständig - und umweltbelastend - wachsen, um soziale Notstände einzudämmen. Aus diesem sich zuspitzenden und arbeitsplatzvernichtenden Dilemma könnte umlaufgesichertes Geld heraushelfen.

Ähnlich wirkend wie eine Standgebühr bei Güterwaggons könnte z.B. eine Abgabe auf liquide Geldmittel den Realhabenzins um Null pendeln lassen. Dies würde Investitionen auch bei niedrigster Gewinnerwartung lohnend machen und Existenzgründungen erleichtern. Weil das Kapital unter Angebotsdruck käme, ließe sich die Verfügungsmacht über Produktionsmittel sachgerechter lösen. Betriebe sollten denen zur Verfügung stehen, die darin arbeiten und das Ergebnis unter sich aufteilen (oder kulturellen und sozialen Zwecken widmen). Auch das Patent- und Haftungsrecht sowie Konsumentenschutz und -mitbestimmung bedürfen der Weiterentwicklung.

Als Quellen unserer Erkenntnisse wären viele Namen zu nennen, Mose und Propheten, griechische und römische Philosophen, Jesus Christus und Kirchenväter, Mohammed, Thomas v. Aquin und Luther bis hin zu Stimmen der Neuzeit: P.-J. Proudhon, S. Gesell, R. Steiner, H. George, A. Damaschke, F. Oppenheimer, I. Fisher, J.M. Keynes, L. Ragaz, J. Ude, D. Suhr, H. Creutz, M. Kennedy und andere.

Als Nachfolger einer schon 1950 von Theologen und Laien gegründeten Arbeitsgemeinschaft (AfC) haben sich die CGW im Jahr 1989 konstituiert: ökumenisch, unabhängig und gemeinnützig. Dem wachsenden Informationsbedarf versuchen wir durch Referent(inn)en, Tagungen, Informationsstände und Veröffentlichungen gerecht zu werden. Wir verstehen uns als Teil der Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Wir sind Mitglied der Ökumenischen Gesellschaft, unterstützen "Kairos Europa" und arbeiten mit vielen ähnlich ausgerichteten Organisationen zusammen. Unsere Mitglieder in Deutschland und Nachbarländern engagieren sich in diversen Initiativen für fairen wirtschaftlichen Austausch, insbesondere in Leihgemeinschaften und Tauschringen.

Wir wenden uns an alle in der Jugend- und Erwachsenenbildung Tätige. Unsere wachsende Mitgliederzahl ermutigt uns. Wir freuen uns über Ihr Interesse und erst recht über Ihre Mitarbeit. Sie finden bei uns vielfältige Möglichkeiten, sich selbst und andere sachkundig zu machen, sowie Anregungen zu praktischem Tun.

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